Thursday, March 26, 2015

Gottfried Keller: Kleider machen Leute

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 Gottfried Keller (1819-1890) war ein Schriftsteller von der Schweiz. Er ist bekannt für seine satirische Novellen. In diesen kurzen Geschichten, schreibt Keller über die Rollen der Menschen in der Gesellschaft und wie Tugend sie beeinflusst. In seiner Geschichte Kleider machen Leute erzählt Keller von einem armen Schneider, der als ein Graf angesehen wird, weil seine Kleider so schön waren. Am Anfang der Geschichte, stellt der Kutscher, Wenzel als den polnischen Graf Strapinski vor, als er ihn in der Stadt Golddach vor dem Gasthaus “Zur Waage“ ablädt. Natürlich sind auch die Stadtbewohner Goldachs Schuld daran, dass Wenzel für Strapinski gehalten wird und ihn nur nach seinem Äußeren beurteilen (vornehmer Mantel und Pelzmütze). Auch ist Wenzel selber daran Schuld für sein eigenes Schicksal, da er diesen Irrtum nicht aufklärt, sondern mehr und mehr in die Rolle des Grafen verfällt. Er genießt die Anerkennung und Aufmerksamkeit, die er erhält, aber die Schuldgefühle beunruhigen sein Gewissen und er hat folglich schlaflose Nächte, in denen er mit seinem Gewissen kämpft. Er versucht mehrmals aus seiner Situation zu fliehen und seine Schulden beim Wirt zu begleichen, aber er versucht nicht den Irrtum der Stadtbewohner aufzuklären. German Quarterly (Seite 3, 6): „Wo er frei zu befehlen sein scheint, muß er gehorchen. Eine Lüge führt zu der nächsten und er wird ein Gefangener seiner Freiheit und unterliegt somit dem gesellschaftlichen Zwang sich als eine Person auszugeben, die er am Anfang gar nicht ist.“
Im Laufe der Geschichte entwickelt Keller den Charakter Wenzels/Strapinskis, indem er die Gesellschaft darstellt, die ein Individium nur nach dem Äußerem beurteilt, nicht nach den inneren Werten. Am Ende zeigt Keller, dass der Schneider doch eine fürstliche Figur darstellt, aber von einer anderen Art, die von dem Charakter Wenzels stammt. (Harper’s Magazine Blog).
Fortuna ist die Glück und Schicksalsgöttin und tritt in die Geschichte ein, als Strapinski auf dem Weg zu seiner Verlobung mit Nettchen ist. An dieser Stelle wird der Leser (und auch Strapinski) darauf hingewiesen, dass das Schicksals des Schneiders sich wenden wird. Nicht nur die Göttin Fortuna wird an dieser Stelle dargestellt, sondern die Vergangenheit Strapinskis, das Gewerbe als Schneider, holt ihn im wahrsten Sinne des Wortes ein.
Gutenberg (Kapitel 10):” Auf dem vordersten Fuhrwerke ragte eine kolossale Figur empor, die Göttin Fortuna vorstellend, welche in den Äther hinauszufliegen schien. Es war eine riesenhafte Strohpuppe voll schimmernden Flittergoldes, deren Gazegewänder in der Luft flatterten. Auf dem zweiten Gefährte aber fuhr ein ebenso riesenmäßiger Ziegenbock einher, schwarz und düster abstechend und mit gesenkten Hörnern der Fortuna nachjagend. Hierauf folgte ein seltsames Gerüste, welches sich als ein fünfzehn Schuh hohes Bügeleisen darstellte, dann eine gewaltig schnappende Schere, welche mittels einer Schnur auf- und zugeklappt wurde und das Himmelszelt für einen blauseidenen Westenstoff anzusehen schien. Andere solche landläufige Anspielungen auf das Schneiderwesen folgten noch, und zu Füßen aller dieser Gebilde saß auf den geräumigen, je von vier Pferden gezogenen Schlitten die Seldwyler Gesellschaft in buntester Tracht, mit lautem Gelächter und Gesang.”
Keller macht sich oft über der Gesellschaft lustig. Die Sledwyler haben Wenzel bloß gestellt und in einer Lüge erwischt. Sie haben sich über ihn und auch über die Godacher Bürger lustig gemacht, die den Schneider zum Grafen erhoben haben. Die Seldwyler glaubten den Schneider wirklich zu kennen, doch hat er sich als nobel erwiesen in seinem Charakter und wurde ein Bürger ihrer Stadt.
Allein Nettchen rief: »Keine Romane mehr! Wie du bist, ein armer Wandersmann, will ich mich zu dir bekennen und in meiner Heimat allen diesen Stolzen und Spöttern zum Trotze dein Weib sein! Wir wollen nach Seldwyla gehen und dort durch Tätigkeit und Klugheit die Menschen, die uns verhöhnt haben, von uns abhängig machen!« (Gutenbach)
Die Bürger von Seldwyler standen Wenzel und Nettchen erst zur Seite und beschützten sie, als sie von Nettchens Anwalt hörten, dass das Paar Geld nach Seldweyler bringen würde.
“In der Stadt, wo der Anwalt ein paar Worte verlauten ließ von einem großen Vermögen, welches vielleicht nach Seldwyla käme durch diese Geschichte, entstand nun ein großer Lärm. Die Stimmung der Seldwyler schlug plötzlich um zugunsten des Schneiders und seiner Verlobten, und sie beschlossen, die Liebenden zu schützen mit Gut und Blut und in ihrer Stadt Recht und Freiheit der Person zu wahren. Als daher das Gerücht ging, die Schöne von Goldach solle mit Gewalt zurückgeführt werden, rotteten sie sich zusammen, stellten bewaffnete Schutz- und Ehrenwachen vor den ›Regenbogen‹ und vor den ›wilden Mann‹ und begingen überhaupt mit gewaltiger Lustbarkeit eines ihrer großen Abenteuer, als merkwürdige Fortsetzung des gestrigen.” (Gutenberg Kapitel 16).
Nachdem Wenzel und Nettchen sich in Seldwyler niederliessen und Wenzel als Tuchherr tätig wurde, beschwerten sich die Seldwyler darüber, dass Wenzel ihnen das Geld abnehmen würde. “Denn um neue, noch schönere Sachen zu erhalten, welche er kommen oder anfertigen ließ, mußten sie ihm das Frühere bezahlen, so daß sie untereinander klagten, er presse ihnen das Blut unter den Nägeln hervor.” (Gutenberg, Kapitel 18). Den Reichtum, den die Seldwyler sich durch Wenzel erhofft hatten, blieb aus und das Paar zog nach Goldach zurück nachdem sie in Seldwyla zu Wohlstand gekommen waren.

Aber am Ende der Geschichte zeigt Wenzel/Strapinski, dass er weniger mangelhaft ist, als die Leute. die um ihn sind. Wenzel hat nie mutmäßlich vorgegeben, wer er ist. Er hat die Leute in dem Glauben gelassen, dass zu glauben, was sie wollten. Am Ende der Geschichte ist Wenzel ein wohlhabener, erfolgreicher Tuchherr, der nach Goldach zurückkehrt und den Bürgern beweist, dass er einen ehrlichen, noblen Charakter hat, den sie ihm schon früher gegeben hatten, aber nur auf Grund seiner Kleider. (Harper’s Magazine Blog) Diese Novelle ist ein Beispiel der deutschen Realismus Epoche.  “Wie der Name schon sagt, geht es dabei um die Abbildung der Wirklichkeit.” (DL) Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Individuum: der Schneider Wenzel, der im Konflikt mit der Gesellschaft steht. Er wird für etwas angesehen, was er eigentlich gar nicht ist. Am Ende wird sein Ansehen, dass durch Irrtümer bestimmt ist und von der Gesellschaft propagiert wird, entblößt, als die Wahrheit zu Tage kommt.  Am Ende beweißt der Charakter Wenzels jedoch, dass er der Mann ist, den alle in ihm sehen, auch wenn er nicht aus dem Adel stammt, ist er doch von gutem und vornehmen Charakter und ist am Ende erfolgreich. Der Autor Keller bringt seine eigenen Erfahrungen und gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten mit in seiner Novelle ein.

Monday, March 2, 2015

Droste-Hülsdorf: Die Judenbuche


Die Judenbuche ist die Geschichte von Friedrich Mergels. Friedrich hat keine gute Erzeiung gehabt. Friedrichs Mutter wurde wahrscheinlich von ihrem Mann vergewaltigt. Sie war über die Geburt ihres Sohnes nicht sehr erfreut:
“Das zweite Jahr dieser unglücklichen Ehe ward mit einem Sohne – man kann nicht sagen – erfreut; denn Margreth soll sehr geweint haben, als man ihr das Kind reichte.” … “Der Vater hatte ihn sehr lieb”(Gutenberg), war aber oft betrunken und kein gutes Vorbild für Friedrich. Er starb im Wald, besoffen, auf dem Weg nach Hause nach einer Hochzeit, als Friedrich nur 9 Jahre war. Danach wurde von den Dorfbewohnern behauptet, dass Friedrichs Vaters böser Geist im Wald, wo er gestorben war, herrschte. Friedrich wurde daher von anderen im Dorf gemieden und wuchs ziemlich einsam auf. Selbst seine Mutter war eher distant zu ihrem Sohn. Als Friedrich ihr von Hülsemeyer erzählte, der im Wald widerrechtlich Bäume fällte und einem Juden das Geld abnahm, rechtfertigte die Mutter Hülsemeyer.
“Mutter, Hülsmeyer stiehlt.« – »Hülsmeyer? Gott bewahre! Soll ich dir auf den Rücken kommen? Wer sagt dir so schlechtes Zeug?« – »Er hat neulich den Aaron geprügelt und ihm sechs Groschen genommen.« – »Hat er dem Aaron Geld genommen, so hat ihn der verfluchte Jude gewiß zuvor darum betrogen. Hülsmeyer ist ein ordentlicher angesessener Mann, und die Juden sind alle Schelme.« – »Aber, Mutter, Brandis sagt auch, daß er Holz und Rehe stiehlt.« – »Kind, Brandis ist ein Förster.« – »Mutter, lügen die Förster?«
Margreth schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Höre, Fritz, das Holz läßt unser Herrgott frei wachsen, und das Wild wechselt aus eines Herren Lande in das andere; die können niemand angehören. Doch das verstehst du noch nicht; jetzt geh in den Schuppen und hole mir Reisig.« (Gutenberg)
Friedrich wächst mit diesen Werten seiner Mutter auf. Später, als Friedrich von seinem Onkel Simon aufgezogen wird, wird er mit in seine krummen Geschäfte verwickelt, die dazu führen, dass sein Onkel wahrscheinlich den Förster Brandis tötete. Simon und seine Bande, “die Blaukittel”, fällten im Wald illegal Bäume und waren weit und breit bekannt. Es war schwer ihnen auf die Schliche zu kommen. Friedrich, der für seinen Onkel im Wald Ausschau hielt, schickte den Förster in die Richtung seines Onkels, der ihn dann mit einer Axt tötete.
Auch später, als Friedrich auf einer Hochzeit von dem Juden Aaron vor dem ganzen Dorf konfrontiert und blamiert wurde, dass er seine Schulden für eine silberne Uhr nicht bezahlt hatte, unterstützen die Dorfbewohner Friedrich, als er die Hochzeitsfeier verlässt mit anti-semitistischen Bemerkungen:
»Packt den Juden! Wiegt ihn gegen ein Schwein!« (Gutenberg)
Die Gesellschaft, in der Friedrich aufwächst, rechtfertigt Ungerechtigkeit gegen Juden und ihre Habgierigkeit führte dazu, dass ihre Wälder immer mehr abgholzt wurden.
            Friedrich hat einen Doppelgänger names Johannes Niemand. Er repräsentiert Friedrichs jüngere und unschuldige Person. Es könnte sogar angenommmen werden, dass Johannes gar nicht als richtige Person existierte, aber vielleicht nur eine abgeänderte, unschuldige, einfachere Figur des eigentlichen Friedrichs war.
“Johannes ist Simons unehelicher Sohn und sieht Friedrich so ähnlich, dass selbst dessen Mutter die beiden einmal miteinander verwechselte. Im Gegensatz zu Friedrich ist Johannes sehr schüchtern, leichtgläubig und willenlos. Johannes versinnbildlicht Friedrichs wahren Zustand als sozialer Niemand. Sein Nachname rührt daher, dass sein Vater ihn nie als seinen Sohn anerkannt hat. So wie Friedrich als Laufbursche seines Onkels völlig abhängig von Simon Semmler ist, so wird Johannes allmählich immer abhängiger von Friedrich”. (Wikipedia)
            Die Biedermeierperiode ist hauptsächlich eine repräsentation der Mittelklasse und eine Vereinfachung oder gar die Flucht von der Wirklichkeit. Dieses ist repräsentiert in der Geschichte mit der unbezahlten silbernen Uhr. Für Friedrich, die silberne Uhr repräsentiert, dass er sich sozial verbessern wollte. Er wollte sich von der unteren Klasse der Diebe und Blaukittel absetzen und sich mit der mehr wohlhabenden Gesellschaft identifizieren. Leider hat der Jude Aaron ihn vor der ganzen Gesellschaft blamiert und bloß gestellt und sein Image ruiniert. Ich denke, der jahrelange Einfluß der Blaukittel hat so sehr auf Friedrich eingewirkt, dass die Blamage, die Aaron ihn zugeführt hat, das Motif, dafür war ihn zu bestrafen oder zu töten. Es ist ein Symbol für Friedrichs Untergang. Bis dahin, hat er nicht selbst direct Straftaten begannen, sondern nur indirekt unterstützt. Mit der silbernen Uhr und dem Mord an Aaron, wurde Friedrich nun selber kriminell.  

Friedrichs Flucht wurde nicht unbedingt als Beweis der Schuld angesehen, sondern als untergeordnete Bedeutung. Er war immerhin gut angesehen im Dorf. Am Ende der Geschichte kommt Friedrich von seiner Flucht zurück und sein Körper wurde im Wald gefunden. Er hatte Selbstmord in der Judenbuche begangen. Dieses ist sehr wichtig für das Thema von Gerechtigkeit und auch das Rechtssystem von der Zeit. Die öffentliche Meinung gilt mehr, als das eigentliche Recht. Das Recht wird meistens nicht von den Gerichten ausgeführt, sondern lokal von dem Fürstenhaus. Es ist eine sozusagen “good old boy” Gesellschaft.

Eine Übersetzung für die Geschichte: http://germanstories.vcu.edu/droste/juden_e.html