Gerhart Hauptmanns (1862-1946) Bahnwärter Thiel erzählt über das Leben eines Bahnwärters und seinem psychisches Verfall, dass schließlich zum Mord seiner zweiten Frau und deren gemeinsamen Kindes führt. Thiels Leben ändert sich, als bei der Geburt seines ersten Kindes, Tobias, seine geliebte Frau Minna stirbt. Thiel heiratete ein zweites Mal und hatte mit dieser Frau seinen zweiten Sohn, der übrigens niemals in der Novelle bei Namen genannt wird. Er hatte keine große Bedeutung für Thiel, er zog seinen ersten Sohn Tobias vor, der aus der ersten Ehe mit seiner Frau Minna stammte. Thiel heiratete seine zweite Frau nur um eine Mutter für Tobias zu haben und jemanden, der den Haushalt macht. Lena, Thiels zweite Frau, auf der anderen Seite, war keine gute Mutter zu Tobias, besonders nachdem ihr eigenes Kind geboren wurde. (Sie schlug ihn, hat seine Beaufsichtigung vernachlässigt, was schließlich zu seinem Tod führte u.s.w.). Sie war auch sehr dominant in der Beziehung mit ihrem Mann, der nur noch mehr die Einsamkeit seines Berufes als Bahnwärter in einer verlassenen Gegend, mitten in der Natur aufsuchte. Er entfloh immer mehr und mehr der Realität und gab sich den alten Erinnerungen seiner ersten Ehe hin. Er ist niemals über den Tod seiner ersten Frau hinweggekommen oder hat den Kummer verarbeitet. Thiel wollte am Ende wahrscheinlich nicht auch noch an Tobias’ Tod erinnert werden und tötete alles, was ihn daran erinnern könnte. Zudem gab er seiner Frau Lena Schuld an seinem Tod, indem er sie tötete und was sie liebte, ihren gemeinsamen Sohn.
Thiel ist auf alle Fälle schuldig an den Tod seiner
zweiten Frau und Kindes, er ist jedoch unzurechnungsfähig und hätte
wahrscheinlich schon Hilfe erhalten sollen, um über den Verlust seiner ersten
Frau hinweg zu kommen. Dieses hätte ihn wahrscheinlich geholfen seinen zweiten
Verlust, den Tod seines Sohnes Tobias, besser zu verkraften.
Hauptmann
hat viel in der Richtung des Naturalismus (1880-1890) geschrieben. In Hauptmanns
Novelle wird die Natur sehr oft in den Vordergrund gestellt, um Stimmungsbilder
mit der Natur zu verdeutlichen. Google Books: „Endlich bog er in einen breiten
Waldweg und befand sich nach wenigen Minuten inmitten des tiefaufrauschenden
Kiefernhorstes, dessen Nadelmassen .....(Seite 25). Hauptmann malt die Stimmung
verschiedener Situationen mit der Natur aus, besonders mit Licht (z.B.
Sonnenaufgang und –untergang, Dichte des Waldes und dessen Lichteinfall, Wetter
etc.) Außerdem benutzt der Autor für den Naturalismus charakterisierende
Einzelheiten, die ins größte Detail gehen. „Äusserst wichtig war der Sekundenstil.
Dieser Ausdruck meint, dass es bei der Darstellung eines Menschen in seinem
Milieu nichts Nebensächliches oder Unwichtiges gibt und daher alles, was auf
diese Person einwirkt, festgehalten werden muss.” (Deutschsprachige
Literatur)